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Die "Geschichte der Universität Unter den Linden" analysiert die Biographie der Institution seit 1810 (Bände 1-3) und die Praxis der universitären Disziplinen (Bände 4-6). Band 5 untersucht die universitären Disziplinen in ihrer theoretischen und methodischen Gestalt und in ihrer wissenschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Umwelt bis 1945. Universität und Gesellschaft erfahren die Zeit seit 1890 als tiefgehende Krise. Die Wissenschaften, nicht nur in Berlin, bearbeiten die damit gegebenen Herausforderungen mit neuen Theorien und Methoden, mit einer Veränderung des Selbstverständnisses der Geistes- und Naturwissenschaften sowie mit disziplinärer Spezialisierung und Differenzierung. Das Ergebnis ist schon bis 1914 eine umfassende "Transformation der Wissensordnung". Eine rapide Expansion der Studierendenzahlen seit 1860 und die Zunahme der Lehrenden, zumal der Nichtordinarien, forcieren diesen Wandel. In der Gründung von Instituten und Seminaren finden Forschung und Lehre die Form, in der sie sich innovativ stabilisieren und neue Disziplinen, zumal in den Philologien und Sozialwissenschaften, etablieren. Die Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft 1911 verändert die Wissenschaftslandschaft und definiert die Rolle der Universität neu. Die Universität Berlin dokumentiert und gestaltet diesen tiefgreifenden Transformationsprozess in seiner ganzen Ambivalenz: Bis 1914 erlebt sie ihre intensivste Blüte, internationale Anerkennung in den Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften, innovative Anstöße in der Theologie wie in der Jurisprudenz, in den Kunst- und Literaturwissenschaften sowie in der Medizin. Nach 1918 und zumal seit 1933 sieht sie sich in ihrer Identität eher bedroht, findet politisch kein Verhältnis zur Republik und in ihrer Mehrheit keine Distanz zum Nationalsozialismus.