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Der sozialistische Realismus (=SR) ist ein System regulativer, hierarchisch gestufter Prinzipien der künstlerischen Wirklichkeitsmodellierung. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der Transfer dieser Prinzipien in literarisch relevante werk- und autorenbezogene Normen. Unter Auswertung der literaturtheoretischen Reflexion dieser Kunstauffassung in den 60er und 70er Jahren werden im ersten Kapitel das Inventar der obligatorischen und fakultativen Prinzipien sowie die außerästhetischen Normensysteme des SR entsprechend dem Funktionsverständnis des Prager Strukturalismus erfaßt. Gestützt auf kommunikationsästhetische Untersuchungsverfahren werden die Mechanismen des vom SR gesteuerten Literaturprozesses analysiert. Im literaturhistorischen Teil folgt eine Darlegung der Geschichte der Theoriebildung des SR von 1945 bis 1956 in der Sowjetunion und in Polen sowie der Ursachen für die konträre Entwicklung in beiden Ländern. Aus dem Normenkanon dieser staatlich protegierten Kunstkonzeption werden das Rollenverständnis des Schriftstellers sowie die werkstrukturierenden Elemente der dichterischen Gestaltung abgeleitet. Diese Untersuchung der Prinzipien und Komponenten der ästhetischen Wirklichkeitsmodellierung verfolgt das Ziel, auch Studenten ein Instrumentarium zur Analyse von SR-Dichtung anzubieten.