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An der Gestaltung sozialer Ordnung waren viele Akteure beteiligt, die in ihren alltäglichen Konflikten Regeln für soziales Verhalten produzierten und reproduzierten. Von dieser Hypothese ausgehend stellt sich die Frage, welche Folgen die Zentralisierung administrativer, legislativer und justitieller Kompetenzen in der frühen Neuzeit im Alltag zeitigte. Veränderten sich lokale Prozesse der Normbildung und Normdurchsetzung? Die Entstehung der Polizei als eigenständiger Organisation wird mit dieser Fragestellung auf der zweifachen Schnittstelle zwischen Krone und städtischer Selbstverwaltung sowie zwischen Obrigkeit und lokalen Ordnungsvorstellungen verortet. Die Arbeit beschreibt, wie die Einsetzung eines "Lieutenant de police" in Paris 1667 den Anstoß gab, daß sich ungeplant und mit zeitlicher Verzögerung aus der "Policey" eine "Polizei" entwickelte. Aus einer als "police" bezeichneten Praxis städtischer Herrschaft, die auf viele Instanzen verteilt, in sozialen Machtbeziehungen vermittelt und durchgesetzt, sowie von Gerichten garantiert und überwacht worden war, entstand eine der zentralen Verwaltung unterstellte Behörde. Durch den verstärkten Einsatz institutionalisierter Kontroll- und Sanktionstechniken entwickelte sich "Polizieren" zunehmend von einer durch die Obrigkeit überwachten alltäglichen Praxis zu einer behördlichen Routine. Trotz der Intensivierung des obrigkeitlichen Zugriffs blieb die Polizei jedoch von der Kooperation der Bevölkerung abhängig und die Bildung, Durchsetzung und Aneignung sozialer Normen ein komplexer Prozeß, an dem viele Akteure beteiligt waren.§