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Der Blick auf die eigenstaatliche Entwicklung Ostmitteleuropas während der Frühen Neuzeit war über Jahrzehnte hinweg durch politische Antagonismen und historiographische Verzerrungen verstellt. Seit dem Ende des Ost-West-Konflikts treten immer deutlicher die Konturen einer Geschichtsregion hervor, die erstaunlich moderne Züge aufwies. Adel, Geistlichkeit und Städte wirkten hier ganz wesentlich mit bei der Gestaltung von Finanzen und Steuern, Rechtsprechung und Militärorganisation. Gegenkräfte zum Macht- und Befehlsstaat, der im westlichen Europa die Regel war, lassen sich in Polen-Litauen, den böhmischen Ländern und Ungarn-Kroatien auch in kultureller und religiöser Hinsicht beobachten. Der vorliegende Band vereint 22 während der letzten zwei Jahrzehnte entstandener Studien, die sich aus wechselnden Perspektiven mit der politischen Kultur und Gesellschaftsstruktur der Länder zwischen Ostsee und Adria auseinandersetzen: mit Föderationsmodellen im Osten des ständischen Europa, Freiheitsvorstellungen der gesellschaftlichen Eliten, kollektiven Identitäten und ideengeschichtlichen Austauschprozessen. Zeitgenössische Geschichtsbilder werden ebenso hinterfragt wie neuzeitliche Interpretamente, so dass der Band über die realgeschichtlichen Befunde hinaus auch einen Beitrag zur Aufarbeitung älterer Geschichtsbilder und Raumvorstellungen leistet.