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Der Dessauer Radierer Carl Wilhelm Kolbe d. Ä. (1759-1835), von Zeitgenossen wie Philipp Otto Runge oder Johann Heinrich Füssli hochgeschätzt, zählt zu den eigenwilligsten Künstlerpersönlichkeiten der Goethezeit. Zu den bekanntesten Größen seines umfangreichen, noch heute polarisierenden Oeuvres sind 28 Radierungen zu rechnen, die Kolbe selbst die "Kräuterblätter" nannte: Phantastische Sumpflandschaften mit Pflanzengebilden von surreal anmutendem Riesenwuchs, wo Mensch und Tier wie in eine traumhafte Urwelt entrückt erscheinen. §Die Autorin widmete dieser ungewöhnlichen Werkgruppe erstmals eine umfassende Betrachtung, welche zunächst, neben Bemerkungen u.a. zu Kolbes Kunst- und Naturverständnis und zur Problematik der Epochenzuordnung, die bewusst übersteigerte Formensprache im kunstgeschichtlichen Kontext untersucht. In Einzelanalysen rückt schließlich ein bislang kaum beachteter Aspekt in den Blickpunkt: Die Ikonographie der Kräuterblätter. Unter Zuhilfenahme zeitgenössischer Quellen gelingt es, die subtile, zugleich traditionsverbundene und private Symbolsprache der Radierungen zu entschlüsseln.§Ein Beitrag zur überraschenden Vielfalt der deutschen Kunst "um 1800".