"Der gute Gott von Manhattan":

In ihrem Hörspiel "Der gute Gott von Manhattan" knüpft Ingeborg Bachmann an ein immer wieder kehrendes Motiv der Weltliteratur an: die Liebe, die dem tragischen Untergang geweiht ist. Jan und Jennifer, die Protagonisten der Binnenhandlung, rennen gegen die bestehende Gesellschaftsordnung, den guten Gott, an und wollen ihre Liebe absolut setzen, weswegen sie ihren Platz nur im Himmel beanspruchen können. Damit reiht die Autorin ihr Liebespaar in die Tradition der großen Liebenden, die sterben mussten, um überhaupt gewesen zu sein, ein. "Der gute Gott von Manhattan": eine klassische Tragödie, würde man sagen. Dass es sich deutlich komplizierter verhält, kann ahnen, wer das Bachmannsche Werk kennt. Gekonnt jongliert die Autorin mit Merkmalen klassischer Tragödien, kreiert ein Liebespaar, das oberflächlich all den anderen großen Liebenden gleicht, sich aber grundlegend von ihnen unterscheidet. Worin dieser Unterschied besteht, was das wirklich "Tragische" im Hörspiel ausmacht und was überhaupt unter dem Terminus "tragisch" verstanden wird, dem und mehr wird in diesem Buch nachgegangen.